Die Eiweißrevolution — Die Theorie der MAP — Teil 2

Die Eiweißrevolution — Die Theorie der MAP — Teil 2

Die Eiweißrevolution — Die Theorie der MAP — Teil 2

Liebe BLOG-Leserinnen und Leser,

in Teil 1 meines 2-Teilers habe ich die Inhalte des Buches „Die Eiweißrevolution“ vorgestellt. Es handelt sich wahrlich nicht um eines dieser langweiligen Bücher, in denen man das liest, das man schon 100x anderswo gelesen hat. Kein Nachgeplapper feststehender Größen der Ernährungswissenschaft, sondern ein völlig eigenständiger Versuch, den Proteinstoffwechsel zu erklären und in diesem Zuge auch mit MAP, dem Master-Aminosäure-Complex, eine neue Entdeckung vor zu stellen welche die Versorgung mit Protein, oder besser gesagt mit Stickstoff, vermag zu revolutionieren. Während einige der aufgestellten Thesen wie Unterschiede im kalorischen Brennwert von Protein nicht unlogisch erscheinen und in der Tat zumindest eine Hand voll Studien einen vorhandenen Einfluss von MAP auf die Stickstoffbilanz aufzeigen, wurde das größte aller Fragezeichen noch nicht abschließend beleuchtet, nämlich die Bewertung von Proteinquellen hinsichtlich deren Qualität, oder besser gesagt hinsichtlich deren Potentials, die Proteinsynthese zu beeinflussen. Schenkt man dem Autor Glauben, müssten wir mit dem heutigen Tage sofort damit aufhören, Milchprotein, Ei-Albumin und Sojaprotein zu konsumieren und damit beginnen, neben MAP verstärkt auf Fleisch und Vollei als Proteinquelle zu setzen. Behält der Autor Recht oder läuft die Theorie der sog.  NNU (Netto Nitrogen Utilization) ins Leere? Wir werden sehen….

Viel Spaß

Diskrepanz bei der Bewertung von Protein

Die große Frage die, sich in Teil 1 Verbindung mit MAP und der NNU aufdrängt, ist die der Bewertung von Nahrungsprotein. Bis auf Hühnerei (Vollei) werden alle Proteinarten, ganz besonders aber Proteinkonzentrate aus Milch- Soja- und Eiprotein, als ineffizient zur Aufrechterhaltung einer positiven Stickstoffbilanz herausgestellt.Geht es nach dem Chart der NNU, dann wäre ein Großteil aller Proteinkonzentrate schlichtweg für die Katz (Punkt) Sie liefern zwar Brennwert, aber auch enorme Mengen Stickstoffabfall bei gleichzeitig nur sehr geringer Stickstickstoffausbeute. Auch pflanzliche Proteine schneiden extrem schlecht ab. Keine Pflanze liefert einen NNU über 18%.

NNU Stickstoffbewertung EAA

Die Frage, die sich bei diesem Chart aufdrängt, ist die, wie man auf solche Annahmen und kommt und ganz besonders wie es sein kann, dass alle sonstigen Methoden zur Bewertung von Protein es anders sehen? Es ist Zeit, gängige Varianten einmal genauer unter die Lupe zu nehmen….

Biologische Wertigkeit

Hintergrund
Beginnen wir mit der bei Sportlern nach wie vor gängigsten Art, proteinhaltige Lebensmittel zu bewerten, mit der „biologischen Wertigkeit“. Sie bezeichnet den Anteil absorbierten Proteins aus einem Lebensmittel, welches in körpereigenes Protein integriert wird. (Proteinsynthese). Über die Gleichung  „retinierter Stickstoff / resorbierter Stickstoff* 100“ wird gemessen, wie viel absorbierter Stickstoff ausgeschieden bzw. im Körper zurückbehalten wird. Die Ermittlung des tatsächlich für die Proteinsynthese eingesetzten Proteinanteils erfolgt via indirekter Bestimmung (prozentual) über der Aufnahme folgenden Stickstoffausscheidung. Nach eingenommenen Testmahlzeiten wird von der Bruttostickstoffmenge die Ausscheidung über den Stuhl und den Harn subtrahiert. Im Ergebnis erhält man eine Prozentzahl von 100 des aufgenommenen Proteins. Werte über 100 sind hier nicht möglich. Die zweite Berechnung legt die relative Wertigkeit fest. Sie kategorisiert mehrere Lebensmittel über das Referenzprotein (Vollei) und trifft so die Aussage, ob die Wertigkeit höher oder niedriger ausfällt. Werte über 100 sind möglich. Das Ergebnis der biologischen Wertigkeit steht und fällt mit dem Anteil und der Gewichtung essentieller Aminosäuren in einem Protein.

Formel Bestimmung BW
(N retained / N absorbed) * 100oder

(Retinierter Stickstoff / Resorbierter Stickstoff) * 100

Kritik
Kritisiert wird die biologische Wertigkeit, da sie nicht als feststehende Größe zu verstehen ist und von bestimmten Faktoren, welche die Verdauung beeinflussen, manipuliert werden kann. So stellen gleichzeitig zugeführte Lebensmittel oder auch die vorher eingenommene Mahlzeit Beispiele für Variabeln dar, bei denen es zu Verschiebungen kommt.

Da die biologische Wertigkeit ursprünglich im Rahmen einer Proteinmangelversorgung (0,2g pro Kilogramm Körpergewicht) ermittelt wurde, lassen sich größere Unterschiede in der Wertermittlung auch mit Anhebung des Proteinversorgungsstatus feststellen. Ein ursprünglich ermittelter Wert nahe 100 bei Milchprotein wird so in Verbindung mit Erhöhung der Proteingesamtaufnahme auf 0,5g Protein pro Kilogramm Körpergewicht in der Studie von Pellet zu einem Wert um die 70.

Interessanterweise schaffen es Proteine, die völlig frei von essentiellen Aminosäuren sind, in einer weiteren Studie auf eine biologische Wertigkeit von 40 Zählern.

Speziell bei der hohen Bewertung von Molkenprotein (Whey) gehen Kritiker davon aus, dass die biologische Wertigkeit nicht nur in einer maximalen Zurückbehaltung von Aminosäuren für die Proteinsynthese resultiert. Dank der schnellen Geschwindigkeit der Resorption ist es möglich, dass ein größerer Teil der Aminosäuren direkt zur Leber und dort in die Gluconeogenese überführt wird. Das Resultat wären ausbleibende Stickstoffverluste im Rahmen des Versuchs, dennoch aber keine Verwendung für die Proteinsynthese. Studien wie die immer wieder gerne zitierte von Pellet und Kollegen werden unter diesem Aspekt null und nichtig.

Fazit

Die qualitative Bewertung von Protein über die biologische Wertigkeit bröckelt. Eine große Zahl berechtigter Argumente sprechen gegen eine hohe Aussagekraft. Lediglich bei völlig nüchterner und isolierter Gabe und ausgehend von einer Proteinmangelversorgung dürfte man sich dargestellte Werte erhoffen. In Summe macht dies die biologische Wertigkeit für die Praxis eigentlich nutzlos. Lediglich Tendenzen von „besser / schlechter“ lassen sich aus ihr erahnen.

PDCAAS

Hintergrund
1989 sprachen sich FAO und WHO dafür aus, dass man die Proteinqualität am ehesten über den Gehalt der limitierenden Aminosäure (die vom Bedarf am weitesten abweicht), bemessen am Gehalt dieser Aminosäure in einem Referenzprotein, bestimmen kann. Man gab dieser Methode den Namen Amino Acid Score (AAS) – auch genannt Chemical Score. Da die biologische Wertigkeit für eine mangelnde Einbeziehung der Verdaulichkeit eines Proteins kritisiert wurde, erweiterte man die Bestimmung des AAS noch um einen Wert für eben den Faktor Verdaulichkeit und nannte das Ganze dann „Protein Digestibility Corrected Amino Acid Score“ (PCDAAS). Schaafsma spricht sich in seiner Studie aus 2000 für den PDCAAS als bevorzugte Form zur Bewertung von Protein aus. Erreicht ein Protein den Wert von 1,0 (willkürlich festgelegt) bedeutet dies, dass es nach der Verdauung 100% der benötigten Aminosäuren für Proteinaufbau liefert. Lebensmittelkombinationen wie beispielsweise die von Getreide und weißen Bohnen heben den PDCAAS an, da die jeweils limitierende Aminosäure des einen Lebensmittels in Hülle und Fülle im anderen Lebensmittel enthalten ist. Das Extrembeispiel hierbei ist die Kombination von Gelatine mit isolierten Tryptophan. Bei isoliert wertlos, in Kombination aber durchaus interessant.

Formel zur Bestimmung des PDCAAS
(mg limitierte Aminosäuren in 1 g Testprotein / mg derselben Aminosäure in 1 g Referenzprotein) x fäkaler wahrer Verdaulichkeits-Prozentsatz
oder
(mg of limiting amino acid in 1 g of test protein / mg of same amino acid in 1 g of reference protein) x fecal true digestibility percentage

Kritik
Kritik zum PDCAAS wird laut, da es sich beim Referenzprotein um die Aminosäurekonstellation handelt, wie sie ein Kind im Vorschulalter benötigt.

Amino Acid mg/g crude proein
Isoleucine 28
Leucine 66
Lysine 58
Total sulfur amino acids 25
Total aromatic amino acids 63
Threonine 34
Tryptophan 11
Valin 35
Total 320

Im Buch „Die Eiweißrevolution“ erfährt man um stark unterschiedliche Verteilungen bei Aminosäuren mit dem Alter. So verteilen sich essentielle und nicht essentielle Vertreter bei Kleinkindern auf 43% EAA / 57 NEAA, bei Kindern bis 12 Jahren auf 36% EAA / 64% NEAA und bei Erwachsenen auf 19% EAA und 81% NEAA. Wäre dem so, hätte der PDCAAS für Erwachsene hier eine entscheidende Lücke, die auch Schaafsma in seiner Studie aus 2000 bereits anspricht.

Auch die Bemessung der Verdaulichkeit über die sog. „fecal digestibility“  wird angezweifelt, da sie keine genaue Aussage über die tatsächliche Verdaulichkeit des Dünndarmes trifft, sondern diese nur über die Ausscheidung von Endprodukten des Stoffwechsels „schätzt“. Auch hier besteht also wieder das Problem der Aussagekraft in Verbindung mit einer Mischkost, bzw. dann, wenn Protein zusammen mit anderen Lebensmitteln aufgenommen wird oder wenn es darum geht ob, Protein im Dünndarm aufgenommen oder im Dickdarm von Bakterien zersetzt wurde.

Protein Digestbility (%) AAS PDCAAS
Egg 98 121 118
Cow`s milk 95 127 121
Beef 98 94 92
Soy 95 96 91
Wheat 91 47 42

Letztlich erhielten mehrere Proteinvarianten einen Wert von 1,0, obwohl natürlich Unterschiede bestehen. FAO und WHO hielten es nicht für nötig, bei Werten um 1 noch weiter zu unterscheiden, weshalb man via PDCAAS heute keine genaue Aussage darüber treffen kann, welches Protein denn nun „das Beste“ ist.

Fazit

PDCAAS ist der Versuch einer fortgeschrittenen Formel zur qualitativen Bewertung von Nahrungsprotein. Leider finden sich auch hier einige gewichtige Fehler und Unstimmigkeiten, weshalb auch sie noch nicht als Goldstandart zur Proteinbewertung gehandelt werden kann.

Sonstige Bewertungskriterien

PER
Eine beim Menschen eher ungebräuchliche Proteinbewertung ist die der sog. Protein Efficiency Ratio (PER). Hierbei verabreicht man Ratten unterschiedliche Proteine und bemisst am Wachstum bzw. an der Gewichtszunahme wie gut oder schlecht ein Protein funktioniert. Als Referenzprotein gilt Casein mit einem Wert von 2,7 (2,5). Alles darüber wird als hochwertig und effektiv angesehen, alles darunter als eher ineffektiv.

Formel Bestimmung PER
Gainin body mass (g) / Protein intake (g)

NPU
Ähnlich der biologischen Wertigkeit geht es auch bei der Net Protein Utilization (NPU) um die Menge als Körpereiweiß zurückgehaltenes Protein. Der einzige Unterschied liegt in der Ausgangsmenge. Während diese der biologischen Wertigkeit via tatsächlich absorbierte Stickstoffmenge ermittelt wird, geht man bei der NPU von der ursprünglich aufgenommenen Stickstoffmenge aus. Unterschiede in der Bewertung von biologischer Wertigkeit und NPU betreffen folglich den Weg von der Aufnahme bis zur Resorption und damit die Verdauung. Ein Wert von 1 (100) würde bedeuten, dass alles aufgenommene Protein im Körper zurückbleibt.

Formel Bestimmung NPU
((0.16 × (24 hour protein intake in grams)) – ((24 hour urinary urea nitrogen) + 2) – (0.1 × (ideal body weight in kilograms))) / (0.16 × (24 hour protein intake in grams))

Fazit

PER und NPU gelten derzeit eher als unbedeutende Methoden zur Bewertung von Protein.

Chart

Das Ergebnis unterschiedlicher Bewertungsschemata von Protein ist letztlich zusammengefasst in diesem Chart dargestellt:

BW* PDCAAS ** NNU ***
Molkenprotein 104 Vollei 1 MAP 99
Vollei 100 Molkenprotein 1 Vollei 48
Rindfleisch 92 Casein 1 Fleisch (rot) 28 – 32
Thunfisch 92 Soja 1 Fleisch (weiss) 28 – 32
Kuhmilch 88 Rindfleisch 0,92 Fisch 28 – 32
Edamer Käse 85 Sojabohnen 0,91 Sonstige Protein 18
Soja 54 Kichererbsen 0,78 Pflanzliche Protein bis 18
Auinoa 83 Früchte 0,796 Molkenprotein 17
Reis 81 schwarze Bohnen 0,75 Casein 17
 Kartoffeln  76  Gemüse  0,73  Soja  17
Roggenmehl  76 Hülsenfrüchte (sonstige) 0,7 Hühnereiweiss 17
Bohnen 72 Getreide und Folgeprodukte 0,59
Mais 72 Erdnüsse 0,52
Hafer 60 Weizen (ganz) 0,42
Weizenmehl 56 Weizenkleber (Gluten) 0,25
* Wikipedia ** Wikipedia *** Die Eiweißrevolution

 

NPU **** PER ****
Vollei 94 Vollei 3,9
Molkenprotein 92 Molkenprotein 3,2
Kuhmilch 82 Rindfleisch 2,9
Casein 76 Kuhmilch   2,5
Rindfleisch 73 Casein 2,5 (2,7)
Weizenkleber (Gluten) 76 Soja 2,2
Soja 61 Erdnüsse 1,8
Weizenkleber (Gluten) 0,8
**** Hofmann et al 2004 **** Hofmann et al 2004

Die Auswertung

Ausnahmslos alle aufgezeigten Methoden geben Bestnoten für Vollei und auch bei Rindfleisch bzw. rotem Fleisch ist man sich relativ einig darüber, dass es hochwertiges Protein liefert. Die große Frage, die sich an dieser Stelle auftut, ist die nach Milchprotein (Whey und Casein) sowie Sojaprotein. Alle drei Vertreter erhalten im Rahmen der biologischen Wertigkeit und des PDCAAS gute Noten, werden aber bei der Ermittlung der NNU als vergleichbar schlecht mit niedriger Ausbeute bei der Proteinsynthese gewertet.

HBN EAA Code Kapseln

Woher stammen die Unterschiede bei der NNU?

Nach Sichtung aller Hintergründe und Methoden zur Bewertung von Nahrungsprotein gestaltet es sich sehr schwierig, die Frage zu beantworten, wie die großen Unterschiede bei Milchprotein und Sojaprotein zustande kommen. Wie im Buch dargestellt, wird für die Ermittlung der NNU wie auch für andere Bewertungsschemata das Verfahren der „Stoffbilanz“ (siehe oben) angewandt. Während zwar ein Unterschied zur Bioverfügbarkeit eindeutig abgegrenzt wird, fehlt der klärende Absatz zu besagten Diskrepanzen gänzlich. Zur NNU ist nicht bekannt, ob hier lediglich die Ausscheidung von Stickstoff im Vergleich zur Aufnahme gemessen oder sog. „15N Labaled Proteins“ zur Anwendung kamen, mit denen nach Bos, Gaudichon, Gaussere,  Mahe und Mariotti der tatsächliche Weg des Stickstoffs aus Protein verfolgt werden kann. 15N Labeled Proteins geben Aufschluss über Aufnahme, Turnover, Synthese, Abbau und Ausscheidung von Stickstoff im Proteinstoffwechsel. Da die Frage leider ungeklärt blieb, bin ich der Antwort auf andere Art und Weise auf die Spur gekommen. Tome und Bos untersuchten in deren Studie aus 2000 die sog. NPPU (Net Postprandial Protein Utilization), also Proteinverwertung via 15N Labeled Proteins und stellten binnen 7 Stunden nach der Aufnahme folgende Werte fest:

1g Protein pro Kilogramm Körpergewicht / Portion je 30g

  • Weizen 52%
  • Soja 70%
  • Milch 82%

2g Protein pro Kilogramm Körpergewicht

  • Weizen 68%
  • Soja 89%
  • Milch 96%

Wie wir sehen, schneiden Milch und Soja im Vergleich zu Weizen hervorragend und insgesamt mit einer sehr hohen Prozentzahl bei der NPPU ab. Der Versuch, Diskrepanzen via modernen 15N Labeled Proteins zu erklären, verpufft damit, denn auch dieses Verfahren bescheinige Milchprotein hervorragende Noten hinsichtlich des Nutzens für die Proteinsynthese.

Milchprotein und Proteinsynthese

Studien wie die von Weinert sehen mTor als klaren Signalgeber zur Anregung der Proteinsynthese. Neben Insulin fungiert Leucin hierzu als stimulierende Substanz, während ein niedriger Energielevel dafür bekannt ist, den mTor-Pfad zu unterbinden. Churchward-Venne und Kollegen geben 2014 zu Protokoll, dass mit hohem Leucingehalt verabreichtes Protein in geringer Dosis die Muskelproteinsynthese effektiver steigern kann, als dies mit größeren Proteingaben und weniger Leucin der Fall ist. Aus der Studie von Hartmann erfährt man, dass die Aufnahme von Milch in Verbindung mit Krafttraining eine stärkere Auswirkung auf die Proteinsynthese hervorruft als diese von Sojaprotein zu erwarten ist. Philips und Kollegen bestätigen dies in deren Arbeiten aus 2005 und 2009. Tang untersuchte 1985 Unterschiede in der Auswirkung der Proteinsynthese aus Whey-Hydrolisat, Sojaprotein sowie micellarem Casein und fand heraus, dass die schnelleren Proteine die Muskelproteinsynthese nach einem Training schneller ansteigen lassen. Burd und Kollegen geben in deren aktueller Studie an, dass die Muskelproteinsynthese nach dem Training sowohl mit Beef als auch mit Milchprotein ansteigt, zeigt aber auch, das ein stärkerer Anstieg mit Milch möglich ist.

Die Recherche könnte man an dieser Stelle noch beliebig weiterführen, aber ich denke, die Aussage ist relativ klar. Wenn es bei der NNU darum geht, Proteinträger danach zu bewerten, wie stark sie in die Proteinsynthese eingreifen, kann weder Milchprotein (insbesondere Wheyprotein) und aller Wahrscheinlichkeit nach auch nicht Sojaprotein schlecht abschneiden. Ein signifikanter Einfluss auf die Proteinsynthese ist belegt und teilweise sogar dem von Fleisch überlegen, wenn vergleichbare Proteinmengen verabreicht werden.

Fazit

Es bleibt ein Rätsel, wie der NNU-Chart zustande kommt! Nach Sichtung aller gängigen Bewertungsschemata für proteinhaltige Lebensmittel sowie der Einbeziehung eines Versuchs mit markierten Proteinen und der aktuellen Studienlage zu Milchprotein und der Proteinsynthese sehe ich derzeit keinen Grund, aktuelle Proteinbewertungen gegen den NNU-Chart auszutauschen!

 

Welches Protein stimuliert die Proteinsynthese besser?

Abschließend möchte ich noch einige weitere interessante Punkte zur Bewertung von Protein hinsichtlich seiner Auswirkung auf die Proteinsynthese erläutern, die leider für noch mehr Verwirrung sorgen, sich letztlich aber in der Aussage zusammenfassen lassen, dass das Thema Proteinbewertung, so wie es heutzutage praktiziert, wird auf extrem wackeligen Beinen steht und keinesfalls überbewertet werden sollte.

Gesamtmengen an Protein verändert alles!

Tome und Bos stellen alle bisher gängigen Bewertungsschemata für Proteine, die sich an der Stickstoff-Bilanz orientieren, in Frage, da sich sowohl Proteinsyntheserate als auch Ausscheidungsmenge an Endprodukten mit der Gesamtmenge ändern. (Darstellung). Rand und Young äußern bereits 1999 dieselben Bedenken. Auch bei einer proteinfreien Ernährung traten bei Manatt und Garcia übrigens Stickstoffverluste auf.

Proteinsynthese Proteinmenge

Kalorische Versorgung als Taktgeber für die Proteinsynthese

Letztlich beeinflusst auch der generelle Versorgungsstatus die Schere zwischen Stickstoffaufbau und Stickstoffausscheidung. Wie zu erwarten, hemmt eine isokalorische Ernährung den Stickstoffaufbau deutlich, während im hypokalorischen Bereich ein hoher Proteinabbau gegeben ist. Gleichzeitig hemmt hypokalorische Ernährung die Menge oxidierter Aminosäuren erheblich. Interessanterweise lassen sich mit mindestens isokalorischer Versorgung höhere Werte bei der Synthese von Protein feststellen, wenngleich es hinsichtlich der Stickstoffbilanz durchaus Grenzen in Sachen Proteinmenge zu geben scheint, die sich isokalorisch im Bereich von etwa 2,3g pro Tag einpendeln (Prince 1994 Cheng 1978).

Proteinsynthese Versorgung EAA MAP

Von Boirie et al, Gaudichon et al und Mache et al weiß man letztlich auch um Unterschiede in der Proteinoxidation und der Proteinsynthese in Abhängigkeit von der Magenentleerung und in diesem Zusammenhang auch von der Aminosäure-Absorptionsrate des Dünndarmes.

Fazit

Etliche Faktoren beeinflussen den Proteinstoffwechsel und damit die Ausbeute an echter Proteinsynthese mit der Aufnahme von Nahrungsprotein. Der Versuch, all diese Variablen in einem neuen Bewertungsschema zu berücksichtigen, wird die Wissenschaft sicher noch einige Jahre beschäftigen.

Resümee

Zum Abschluss schulde ich allen Leserinnen und Lesern noch ein Statement zur „Eiweißrevolution“. Anfangs war ich angetan von den Darstellungen und den Erklärungsversuchen und nach wie vor finde ich insbesondere das Thema EAA höchst interessant, sogar so interessant, dass ich mich dazu inspirieren ließ, einen eigenen EAA-Complex zu entwickeln, der ab sofort unter dem Namen HBN EAA-Code erhältlich ist.

Warum? – Weil der gezielte Einsatz von EAA in der Tat einige Vorteile verspricht, die mir bis dato so selbst noch nicht bewusst waren:

  • Hohe Proteinsyntheserate
  • Ausgleich einer schlechten biologische Wertigkeit (pflanzliche Proteinträger)
  • Proteinversorgung nahezu ohne Stickstoffabfall
  • Geringere Belastung des Harnstoffzyklus
  • Kalorienarmer Ausgleich des Aminosäurebedarfs in der Diät (0,04kcal/g)
  • Verhindert Aminosäureungleichgewicht
  • Schnelle Verdauung (23 Minuten für vollständige Absorption)
  • Niedriger Anteil Säurebildner dank weniger notwenigen Gesamtproteins

Im spezifischen Falle MAP beeindrucken Studien zur Wirksamkeit und Effektivität in Sachen Proteinsynthese und auch zu Abnehmerfolgen, während die Glaubwürdigkeit einiger Aussagen durch die Darstellung des NUU-Chart einen Knacks abbekommt. Hier werden Nahrungsproteine teilweise schlecht geredet, um eben MAP besonders gut darzustellen. Ich habe in das Thema Proteinbewertung für diesen Artikel etliche Stunden investiert, bin aber letztlich nicht auf einem einzigen Verweis gestoßen, der die Darstellung des NUU-Chart und seine Abweichungen zu anderen Proteinbewertungs-Schemata untermauern würde. Vielleicht habe ich an den falschen Stellen gesucht? Vielleicht wird ein Vertreter oder Anhänger der Eiweißrevolution und von MAP an mich herantreten, um meinen Beitrag nochmals konstruktiv zu kritisieren und mich bzgl. des NNU-Charts aufzuklären.

Bis dieser Tag gekommen ist, trete ich mit einer gesunden Einstellung an das Thema heran (basierend auf gängigen, wenngleich nicht fehlerfreien Proteinbewertungs-Schemata). Ich werde sicher weiterhin einen Teil meiner Proteinversorgung über natürliche Lebensmittel decken, aber eben auch das Potential hinter EAA künftig gezielt für mich nutzen. Was ich mir dazu an Wissen aneigne bin ich gerne bereit mit allen Leserinnen und Lesern zu teilen, darum seid gespannt, denn es wird hierzu noch einiges zu lesen geben, ebenso wie zur kalorischen Bewertung von Protein.

Sportliche Grüße

Holger Gugg

www.body-coaches.de

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Quellen
Allgemeine Informationen

  • Buch „Die Eiweißrevolution – Lars Johansson Information4LifeLtd.
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Stickstoffbilanz
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20200266
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20200263

Studien MAP

  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14964348
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1496434
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14669816
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14669815
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9882831

Infoseite MAP

  • http://de.masteraminoacidpattern.info/index.php

Proteinbewertung

  • http://www.fao.org/docrep/MEETING/004/M2835E/M2835E00.HTM
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2778942
  • http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/food.19820260315/abstract
  • http://www.fao.org/ag/humannutrition/35978-02317b979a686a57aa4593304ffc17f06.pdf
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10867064
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3905294/
  • http://scielo.isciii.es/pdf/nh/v21n1/original7.pdf
  • http://jpma.org.pk/PdfDownload/6574.pdf
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Biological_value
  • https://en.wikipedia.org/wiki/Protein_Digestibility_Corrected_Amino_Acid_Score
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2732256/pdf/jcca-v53-3-186.pdf
  • http://www.suprasoy.com.br/wp-content/uploads/2013/02/Soja-e-massa-muscular.pdf
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/24284442
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26354539
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15798080
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20368372
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19589961
  • http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/5540441
  • http://jn.nutrition.org/content/130/7/1868S.full
  • Biesalski K, Bischoff St C, Puchstein C (2010): Ernährungsmedizin, 4. Auflage. Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart.
  • Elmadfa I, Leitzmann C (2004): Ernährung des Menschen, 4. Auflage. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart
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  • Mahe, S., Roos, N., Benamouzig, R., Sick, H., Baglieri, A., Huneau, J. F. & Tome, D. (1994) True exogenous and endogenous nitrogen fractions in the human jejunum after ingestion of small amounts of 15N-labeled casein. J. Nutr. 124: 548–555
  • Mariotti, F., Mahe, S., Benamouzig, R., Luengo, C., Dare, S., Gaudichon, C. & Tome, D. (1999) Nutritional value of [15N]-soy protein isolate assessed from ileal digestibility and postprandial protein utilization in humans. J. Nutr. 129: 1992–1997.ßß

Bildquelle: itakdalee/Fotolia.com


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